Ergotherapie bei Demenz: Lebensqualität fördern

„Ergotherapie hat positive Effekte bei mittlerer und schwerer Demenz. Sie ver­bessert die Lebensqualität und den Gemütszustand von Demenzkranken Das berichten Wissenschaftler im Health Technology Assessment-Bericht (HTA-Bericht) des Deutschen Instituts für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI).“

Demenz-Erkrankung: Ursachen, Symptome und Verlauf

Der Begriff Demenz – Bedeutung und Ursprung

Der Begriff Demenz stammt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie „ohne Geist“ oder „von Sinnen“. Medizinisch gesehen handelt es sich um eine krankheitsbedingte Veränderung der Leistungsfähigkeit des Gehirns, die zu einem schrittweisen Abbau der kognitiven Fähigkeiten wie Gedächtnis und Denkvermögen führt.

Demenz als schwere Alterserkrankung

Demenz zählt zu den schwersten Alterserkrankungen. Mit dem medizinischen Fortschritt und der damit verbundenen höheren Lebenserwartung steigt die Zahl der Betroffenen kontinuierlich an. Diese Entwicklung stellt sowohl die Gesellschaft als auch das Gesundheitssystem vor große Herausforderungen.

Ursachen der Demenz

Die häufigste Ursache für eine Demenz ist die Alzheimer-Krankheit. Doch auch andere Faktoren, wie gefäßbedingte Schäden (vaskuläre Demenz), können eine Demenzerkrankung auslösen. Oft sind es komplexe Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Erkrankungen, die zu den charakteristischen Symptomen führen.

Charakteristische Merkmale einer dementiellen Erkrankung

Eine dementielle Erkrankung äußert sich durch verschiedene Symptome, die sich oft schleichend entwickeln und im Verlauf der Erkrankung zunehmend verstärken. Diese Veränderungen betreffen vor allem die geistige Leistungsfähigkeit, das Verhalten und die Persönlichkeit der Betroffenen. Hier sind die wichtigsten Merkmale im Überblick:

1. Gedächtnisstörungen

Das Vergessen von Terminen, Namen oder Gesprächen gehört zu den ersten und auffälligsten Anzeichen einer Demenz. Betroffene haben Schwierigkeiten, neue Informationen aufzunehmen oder sich an kürzlich Erlebtes zu erinnern.

2. Beeinträchtigte Denk- und Urteilsfähigkeit

Im Verlauf der Erkrankung treten Probleme bei der Konzentration, Planung oder Entscheidungsfindung auf. Betroffene können komplexe Zusammenhänge oft nicht mehr erfassen und reagieren unsicher in Alltagssituationen.

3. Sprachstörungen

Eine Demenz kann auch die Sprachfähigkeit beeinträchtigen. Betroffene suchen häufig nach Wörtern, wiederholen sich oder verlieren im Gespräch den Faden. Im fortgeschrittenen Stadium kann die Kommunikation stark eingeschränkt sein.

4. Orientierungsverlust

Demenzkranke verlieren zunehmend die Orientierung – sowohl in vertrauten Räumen als auch in Bezug auf Zeit oder Personen. Dies führt häufig zu Unsicherheiten und erhöht die Gefahr, sich zu verlaufen.

5. Veränderungen der Persönlichkeit und des Verhaltens

Mit einer Demenz gehen oft Persönlichkeitsveränderungen einher. Betroffene zeigen mitunter Ängstlichkeit, Gereiztheit oder Rückzugstendenzen. In späteren Stadien können auch aggressive Verhaltensweisen oder Gleichgültigkeit auftreten.

6. Einschränkungen im Alltag

Die Bewältigung alltäglicher Aufgaben wird zunehmend schwieriger. Vom Anziehen über das Kochen bis hin zur Haushaltsführung – viele Aktivitäten des täglichen Lebens können nicht mehr selbstständig durchgeführt werden.

Frühzeitige Diagnose ist entscheidend

Es ist wichtig, diese Anzeichen frühzeitig zu erkennen und ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eine frühe Diagnose ermöglicht eine bessere Betreuung und eröffnet Möglichkeiten, den Verlauf der Erkrankung zu verlangsamen.

Ergotherapie: Unterstützung für Demenzkranke und ihre Angehörigen

Jeder Mensch hat das innere Bedürfnis, in seinen Alltagssituationen sinnvoll tätig zu sein, geistig aktiv zu bleiben und sich nützlich zu fühlen. Dieses Bedürfnis bleibt auch bei Menschen mit einer Demenzerkrankung bestehen, obwohl sie zunehmend Schwierigkeiten haben, alltägliche Aufgaben selbstständig zu bewältigen. Wenn solche Handlungen nicht mehr gelingen, können Rückzug, Depression oder sogar Aggressivität die Folge sein.

Die Ergotherapie bietet hier wertvolle Unterstützung.

Was ist Ergotherapie?

Ergotherapie versteht sich als Hilfe zur Selbsthilfe. Sie unterstützt und begleitet Menschen jeden Alters, die in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt oder von einer Einschränkung bedroht sind. Ziel der Ergotherapie ist es, den Betroffenen ein größtmögliches Maß an Selbstständigkeit und Lebensqualität zu ermöglichen – sowohl in ihrem persönlichen als auch sozialen Umfeld.

Ergotherapie für Demenzkranke: Ziele und Ansätze

Ergotherapie für Menschen mit Demenz hat zum Ziel, die individuellen Fähigkeiten der Betroffenen zu erhalten, zu fördern und ihren Alltag möglichst selbstständig zu gestalten. Dabei wird immer darauf geachtet, welche Aktivitäten dem Patienten früher wichtig waren und welche heute noch relevant sind.

Die therapeutischen Maßnahmen umfassen:

Erhalt und Förderung von Fähigkeiten: Durch gezielte Übungen und Aktivitäten werden Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Konzentration und motorische Fähigkeiten trainiert.

Unterstützung bei Alltagsaufgaben: Die Ergotherapie hilft, alltägliche Handlungen wie Anziehen, Essen oder Haushaltstätigkeiten zu vereinfachen und zu beüben, um Selbstständigkeit zu bewahren.

Förderung von sinnvollen Tätigkeiten: Gemeinsam mit dem Patienten wird erarbeitet, welche Aktivitäten Freude bereiten und ein Gefühl von Sinnhaftigkeit vermitteln – sei es das Gärtnern, das Malen oder das Zubereiten einfacher Speisen.

Einbeziehung der Angehörigen

Ein zentraler Aspekt der Ergotherapie ist die Unterstützung der Angehörigen. Sie werden nicht nur in den therapeutischen Prozess einbezogen, sondern erhalten auch wertvolle Tipps und Tricks für den Umgang mit den Herausforderungen des Alltags. Dazu gehört:

Praktische Ratschläge zur Alltagsbewältigung: Ergotherapeuten zeigen, wie man das Umfeld an die Bedürfnisse des Erkrankten anpasst, um Sicherheit und Selbstständigkeit zu fördern.

Stressreduktion und Kommunikation: Angehörige lernen, wie sie besser auf die Bedürfnisse des Erkrankten eingehen und stressige Situationen vermeiden können.

Emotionale Entlastung: Angehörige erfahren Unterstützung und Verständnis für ihre eigene Belastung, denn sie spielen eine entscheidende Rolle im Alltag des Betroffenen.

Mehr Lebensqualität für alle Beteiligten

Ergotherapie bei Demenz schafft nicht nur für die Betroffenen mehr Lebensqualität, sondern auch für ihre Angehörigen. Sie bietet einen Weg, die Herausforderungen der Erkrankung zu bewältigen, und sorgt dafür, dass beide Seiten den Alltag besser meistern können.

Demenz mag die Selbstständigkeit einschränken, aber durch gezielte Unterstützung können Demenzkranke weiterhin Freude an alltäglichen Aktivitäten erleben und sich als Teil der Gemeinschaft fühlen.

Therapieverfahren in der Ergotherapie bei Demenz

Übungen zur Alltagsstrukturierung
Die Ergotherapie hilft, einen festen Tagesablauf zu schaffen, der dem Patienten Orientierung gibt. Klare Routinen fördern Sicherheit und Selbstständigkeit, indem sie den Tag in sinnvolle, leicht bewältigbare Einheiten gliedern.

Gedächtnistraining / Hirnleistungstraining
Gezielte Übungen fördern die kognitiven Fähigkeiten wie Erinnern, Planen und Konzentration. Dies kann durch Spiele, Rätsel oder das Einüben einfacher Alltagsaufgaben geschehen, die an die Fähigkeiten des Betroffenen angepasst sind.

Motorische Übungen
Durch Bewegungsübungen, die sowohl die Fein- als auch die Grobmotorik ansprechen, werden Koordination, Beweglichkeit und Muskelkraft gefördert. Dies unterstützt nicht nur die Mobilität, sondern beugt auch Stürzen vor.

Wahrnehmungstraining
Übungen zur Sinneswahrnehmung helfen, die Umwelt bewusster wahrzunehmen. Dabei werden gezielt Sehen, Hören, Fühlen und andere Sinne angesprochen, um Orientierung und Aufmerksamkeit zu fördern.

Angehörigenberatung
Die Unterstützung der Angehörigen ist ein wesentlicher Bestandteil der Therapie. Sie erhalten praktische Tipps und Strategien für den Umgang mit dem Erkrankten sowie Informationen zur Entlastung und Stressbewältigung.

Wohnungsanpassung
Die Anpassung des Wohnumfeldes an die Bedürfnisse des Patienten trägt dazu bei, Unfälle zu vermeiden und den Alltag zu erleichtern. Beispiele sind die Installation von Haltegriffen, rutschfesten Matten oder Orientierungshilfen wie Beschilderungen.

Hilfsmittelversorgung
Ergotherapeuten beraten zu Hilfsmitteln, die den Alltag erleichtern können, wie Gehwagen, Greifhilfen oder Gedächtnisstützen. Diese werden individuell auf den Patienten abgestimmt und in die Therapie integriert.

Biografie-Arbeit
Biografie-Arbeit nutzt die persönliche Lebensgeschichte des Betroffenen, um positive Erinnerungen zu wecken und ein Gefühl von Identität und Sicherheit zu vermitteln. Dabei können Fotos, Musik, persönliche Gegenstände oder Gespräche eine Rolle spielen.

Diese vielfältigen Ansätze ermöglichen eine ganzheitliche Behandlung, die nicht nur die Betroffenen, sondern auch ihr Umfeld unterstützt und deren Lebensqualität verbessert.