Effektives Gelenkschutztraining in der Ergotherapie

Gelenkschutz: Belastung und Beanspruchung im richtigen Maß

Eine ausgewogene Balance zwischen Belastung und Entlastung ist entscheidend – insbesondere bei rheumatischen Erkrankungen. Übermäßige Beanspruchung kann entzündete Gelenke zusätzlich strapazieren und Schmerzen verstärken. Gleichzeitig ist es wichtig, die Selbstständigkeit im Alltag zu erhalten, um Lebensqualität zu bewahren.

Moderne Hilfsmittel leisten hierbei wertvolle Unterstützung. Spezielle Dosenöffner, Besteck mit ergonomischen Griffverdickungen oder gelenkschonende Gartengeräte ermöglichen es, alltägliche Aufgaben effizient und ohne Überbeanspruchung der Gelenke zu bewältigen. Diese Hilfsmittel tragen dazu bei, die Belastung auf schmerzende Gelenke zu reduzieren, ohne die Beweglichkeit zu vernachlässigen.

In der Ergotherapie lernen Betroffene die Grundprinzipien des Gelenkschutzes in einem strukturierten „Gelenkschutztraining“. Dieses Training zielt darauf ab, Bewegungen zu optimieren, Überbelastungen zu vermeiden und gleichzeitig die aktive Teilnahme am Alltag zu fördern. Ergotherapeuten vermitteln praxisnahe Strategien, die individuell auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Patienten abgestimmt sind.

Durch diese Maßnahmen können Menschen mit rheumatischen Erkrankungen nicht nur Schmerzen lindern, sondern auch langfristig ihre Mobilität und Eigenständigkeit bewahren.

Für diese Erkrankungen ist Gelenkschutztraining sinnvoll

Ein Gelenkschutztraining spielt eine zentrale Rolle bei der Behandlung und Begleitung von Menschen mit Gelenkerkrankungen. Es zielt darauf ab, schädliche Überbelastungen zu vermeiden, die Beweglichkeit zu erhalten und den Alltag trotz Einschränkungen möglichst selbstständig zu gestalten. Besonders bei folgenden Erkrankungen ist ein Gelenkschutztraining von großem Nutzen:

Chronische Rheumaerkrankungen

Rheumatische Erkrankungen umfassen eine Vielzahl von entzündlichen und degenerativen Krankheitsbildern, die häufig die Gelenke betreffen. Die häufigsten Symptome sind Schmerzen, Schwellungen und Morgensteifigkeit. Gelenkschutztraining lehrt Betroffene, ihre Bewegungen so zu gestalten, dass entzündete Gelenke entlastet werden, ohne die Muskulatur oder den Bewegungsradius einzuschränken. Es werden gelenkschonende Bewegungsabläufe eingeübt, die langfristige Schäden verhindern können.

Polyarthritis

Bei der rheumatoiden Arthritis (Polyarthritis) handelt es sich um eine systemische Erkrankung, die meist mehrere Gelenke gleichzeitig betrifft. Die chronische Entzündung greift die Gelenkstrukturen an und führt unbehandelt zu Verformungen und Bewegungseinschränkungen. Gelenkschutztraining hilft, den Alltag gelenkschonend zu bewältigen, und fördert den Einsatz von Hilfsmitteln wie Griffverdickungen, ergonomischen Küchenhelfern oder speziellen Gartenwerkzeugen. Zudem wird die Bedeutung von regelmäßigen Pausen und einer ausgewogenen Belastung vermittelt, um die Gelenke nicht zu überfordern.

Arthrose

Arthrose ist die weltweit häufigste Gelenkerkrankung und betrifft vor allem ältere Menschen, aber auch jüngere Personen bei Überbeanspruchung oder Fehlbelastung. Beim Gelenkschutztraining lernen Betroffene, den Verschleiß zu verlangsamen, indem sie belastende Bewegungen vermeiden und stattdessen auf gelenkfreundliche Techniken setzen. Dies kann auch spezielle Übungen zur Muskelkräftigung und Stabilisierung umfassen, da gut trainierte Muskeln die Gelenke effektiv unterstützen können.

Ergänzende Maßnahmen im Gelenkschutz

Ein umfassendes Gelenkschutztraining kann durch weitere Maßnahmen ergänzt werden, um den Behandlungserfolg zu maximieren:

Hilfsmittelanpassung: Neben ergonomischen Alltagsgegenständen wie Griffverdickungen und Dosenöffnern können individuell angepasste Schienen oder Bandagen die Gelenke stabilisieren und entlasten.

Aufklärung und Selbstmanagement: Patienten erhalten Informationen über die Anatomie ihrer Gelenke, die Mechanismen ihrer Erkrankung und die Bedeutung von Schonung ohne Inaktivität.

Angepasste körperliche Aktivität: Regelmäßige Bewegung in gelenkschonenden Sportarten wie Schwimmen, Radfahren oder Yoga kann die Durchblutung fördern und die Gelenke beweglich halten.

Ernährungsberatung: Besonders bei entzündlichen Erkrankungen wie Rheuma spielt eine entzündungshemmende Ernährung mit Omega-3-Fettsäuren und Antioxidantien eine unterstützende Rolle.

Stressmanagement: Chronischer Stress kann Entzündungsprozesse verstärken. Entspannungstechniken wie Meditation oder progressive Muskelentspannung helfen, Körper und Geist in Einklang zu bringen.

Die Prinzipien des Gelenkschutztrainings

Ein Gelenkschutztraining umfasst verschiedene Prinzipien und Bereiche, die darauf abzielen, Gelenke im Alltag zu schonen und Schmerzen zu vermeiden, ohne die Selbstständigkeit einzuschränken. Ziel ist es, Betroffenen dabei zu helfen, ihre täglichen Bedürfnisse zu erfüllen, ohne die Gelenke übermäßig zu belasten. Hierbei spielen Ergonomie, gezielte Bewegungsstrategien und der Einsatz von Hilfsmitteln eine zentrale Rolle.

Ergonomisch angepasste Lebensbereiche

Ein zentraler Bestandteil des Gelenkschutztrainings ist die Anpassung des Lebensumfelds an die Bedürfnisse der Betroffenen:

Arbeitsplatzgestaltung: Ein ergonomisch angepasster Arbeitsplatz minimiert Fehlhaltungen und Überbelastungen.

Hilfsmittel im Haushalt: Von Griffverdickungen bis zu rutschfesten Unterlagen gibt es zahlreiche praktische Lösungen, um alltägliche Tätigkeiten gelenkschonend zu gestalten.

Grundprinzipien des Gelenkschutzes

Beim Gelenkschutztraining lernen Betroffene, ihre Bewegungen bewusster und gelenkschonend auszuführen. Dazu gehören:

Achsgerechte Bewegungen: Achten Sie darauf, alle Bewegungen innerhalb der natürlichen Achsen des Körpers auszuführen, um Fehlbelastungen zu vermeiden.

Physikalische Hebelwirkung nutzen: Durch geschicktes Einsetzen von Hebelprinzipien lassen sich schwere Arbeiten mit weniger Kraftaufwand erledigen.

Schmerz als Warnsignal beachten: Schmerzen sind ein wichtiges Signal, um Überbelastung zu erkennen und zu vermeiden.

Bewegungen, die vermieden werden sollten

Um Gelenke zu schonen, sollten bestimmte Belastungen nach Möglichkeit vermieden werden:

Stoß- und Schlagbewegungen

Drehbewegungen

Zugbelastungen

Tragen schwerer Gegenstände

Längere einseitige Beanspruchung

Welche Hilfsmittel gibt es ?

Hilfsmittel zur Gelenkschonung

Hilfsmittel spielen eine wichtige Rolle, um den Alltag zu erleichtern und die Gelenke zu entlasten. Zu den gängigsten Hilfsmitteln gehören:

Griffverdickungen für Besteck, Schreibgeräte oder Werkzeuge

Sitzerhöhungen, die das Aufstehen erleichtern

Spezielle Dosenöffner und Flaschenöffner, um Kraftaufwand zu reduzieren

Rutschfeste Unterlagen für mehr Stabilität und Sicherheit

Und viele weitere individuell anpassbare Lösungen

Fazit

Die Prinzipien des Gelenkschutztrainings bieten eine wertvolle Unterstützung, um Schmerzen zu minimieren, Überbelastungen vorzubeugen und die Selbstständigkeit im Alltag zu erhalten. Durch gezielte Anpassungen im Lebensumfeld, bewusste Bewegungsabläufe und den Einsatz von Hilfsmitteln können Betroffene ihre Lebensqualität nachhaltig verbessern. Ein auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmtes Training, begleitet durch Ergotherapeuten, sorgt dafür, dass alle Prinzipien effektiv in den Alltag integriert werden können.

Weitere Infos bei der Rheuma Liga