Was ist sensorische Integration und wie funktioniert sensorische Integrationstherapie ?
„SENSORISCHE INTEGRATION BEDEUTET DAS SINNVOLLE ORDNEN VON SINNESERREGUNGEN IM GEHIRN, SO DASS DER MENSCH SICH UND SEINE UMWELT GENAU WAHRNIMMT, ZU LERNPROZESSEN FÄHIG IST UND AUF UMWELTGEGEBENHEITEN ANGEMESSEN REAGIEREN KANN.“
Die sensorische Integrationstherapie (auch SI abgekürzt) wurde von der Amerikanerin Anna Jean Ayres (* 1920 † 1989) entwickelt. Sie definierte die Therapie als die Wahrnehmung und das Zusammenspiel aller Sinne im zentralen Nervensystem, um somit adäquat auf die Umwelt reagieren zu können.
Was sind Nahsinne und Fernsinne ?
Damit ein Kind mit seiner Umwelt kommunizieren oder lernen kann, benötigt es seine Sinne. Unsere Sinne werden eingeteilt in Nahsinne und Fernsinne.
Nahsinne
Gleichgewichtssinn = vestibuläre Wahrnehmung
Tastsinn = taktile Wahrnehmung
Tiefenwahrnehmung = propriozeptive Wahrnehmung
Die Nahsinne sind schon bei der Geburt ausgeprägt entwickelt und spielen für das Neugeborene eine wichtige Rolle.
Fernsinne
Sehsinn = Visuelle Wahrnehmung
Hörsinn = akustische Wahrnehmung
Geschmackssinn = gustatorische Wahrnehmung
Die Fernsinne (besonders das Sehen) sind nach der Geburt noch nicht ausgeprägt und entwickeln sich am stärksten im 1. Lebensjahr.
Was versteht man unter einer sensorischen Integrationsstörung ?
Die sensorische Integrationsstörung ( kurz: SI- Störung ) ist eine Funktionsstörung des Gehirns. Es ist nicht in der Lage den Zustrom sensorischer Impulse so zu verarbeiten und zu ordnen, dass der Mensch gute und genaue Informationen über sich selbst und die Umwelt bekommt.
Diese Funktionsstörung lässt sich nicht messen und ist keine eingetragene Erkrankung, die ein Arzt diagnostizieren kann.
Jean Ayres sprach über ein „unzureichend funktionierendes Gehirn „
Man geht von der Störung verschiedener Abläufe aus, die bei Kindern mit Hirnschädigung aber auch bei Kindern ohne Schädigung auftreten können. Als eine weitere Ursache kommen unzureichende Reizerfahrungen in Frage. Wenn ein Kind also wenig sensorische Reize erfahren hat, die für die kindliche Entwicklung nötig sind.
Welche Anzeichen deuten auf eine Störung der sensorischen Integration hin?
Oftmals zeigen sich Störungen in mehreren Sinnessystemen, was darin begründet liegt, dass viele Sinne miteinander in Verbindung stehen.
Es kann eine Vielzahl an Symptomen auftreten :
Entwicklungsverzögerung
Schwierigkeiten im Gleichgewicht, fällt oft hin
Motorische Störungen, tollpatschig
Übelkeit beim Autofahren
Ängstliches Verhalten
Duldet keine Berührungen (auch bestimmter Materialien nicht z. B. Sand/ Fingerfarben )
Kraftdosierung ist nicht angepasst
Schwierigkeiten in der Feinmotorik (z. B. Stifthaltung, Malentwicklung)
Hyperaktivität, ständig in Bewegung
Aufmerksamkeitsstörungen
Sprachstörungen
Verhaltensauffälligkeiten
Wutanfälle
Streit mit anderen Kindern, beißt tritt, sondert sich ab
Schlechte Handlungsplanung
Lernstörungen
Wie sieht sensorische Integrationstherapie in der Praxis aus ?
Der Leitgedanke der Therapie ist es, Sinneseinwirkungen zu schaffen und richtig zu dosieren, dass das Kind diese verarbeiten und entsprechend handeln kann.
Hierbei stehen die Nahsinne (Gleichgewichtssinn, Tastsinn und Tiefensensibilität) im Mittelpunkt.
Um die sensorische Integrationstherapie umzusetzen, braucht es geschulte Therapeuten und einen entsprechenden Therapieraum mit vielen verschiedenen Materialien. Die Therapie ist am wirksamsten, wenn das Kind seine Handlungen selbst bestimmt und für sich das heraussucht, was seinen Fähigkeiten entspricht. Die Therapeuten gestalten die Umgebung und lenken so die Therapie. Dadurch sieht es häufig aus, als werde „nur“ gespielt und dass das Kind sich aussuche, was es machen möchte.
Zudem wird nicht erklärt wie das Kind etwas machen soll, oder Bewegungen geübt. Das Kind soll seine Erfahrungen selbstständig machen, um so optimal zu lernen.
Neben der eigentlichen Therapieeinheiten mit dem Kind wird ein stetiger Kontakt zu den Eltern gehalten. Sie werden informiert und bekommen Tipps für zu Hause.